IMIS

Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien


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Forschung

Die Forschung der Juniorprofessur „Migration und Integration der Russlanddeutschen“ ist in der historischen, sozialwissenschaftlichen und der kulturanthropologischen Migrationsforschung verortet.

Karl Stumpp (Mitte) mit Bessarabiendeutschen, Stuttgart 1934 (Ausschnitt) Bessarabiendeutscher Verein e. V., Heimatmuseum-Bildarchiv, Inv. Nr. 139509 (B409-21a).

Hans-Christian Petersen schreibt derzeit an einer Biographie Karl Stumpps (1896-1982). Karl Stumpp ist bis heute die zentrale Figur russlanddeutscher Geschichts- und Identitätspolitik. Sowohl in der Zwischenkriegszeit als auch nach 1945 kam ihm eine Schlüsselrolle bei der Konstituierung des Forschungsfeldes und bei der Gründung russlanddeutscher Interessensorganisationen zu. Während des Zweiten Weltkriegs leitete er nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion das „Sonderkommando Dr. Stumpp“, das ‚rassische‘ Erfassungen der Bevölkerung in der besetzten Ukraine durchführte. Eine fundierte biographische Arbeit zu seiner Person stellt nach wie vor ein Desiderat der Forschung dar, das mit dem Projekt geschlossen werden soll.

In ihrem Dissertationsprojekt untersuchte Anna Flack Russlanddeutsche im westsibirischen Barnaul. Anhand des Ernährungsverhaltens einzelner Fallbeispiele wird nachvollzogen, welche materiellen Bedingungen sowie kulturellen und sozialen Orientierungen und Verhaltensweisen nicht ausgesiedelte und remigrierte Russlanddeutsche für die Konstruktion von Zugehörigkeiten nutzen. Die Studie veranschaulicht u.a. wie vielfältig, situationsabhängig und sogar widersprüchlich Zugehörigkeiten sein können. Dies ist auch im Kontext der Migrationsgesellschaft Deutschlands relevant.

Dorf in Bolivien. Anna Flack.

Aktuell plant Anna Flack ein Projekt über die vielfältigen Möglichkeiten der lokalen und transnationalen Vergemeinschaftung in einem bolivianischen Dorf, dessen BewohnerInnen sowohl hinsichtlich Ethnizität als auch Konfession divers sind. Ausgangspunkt ist das quantitativ eher unbedeutende, doch aus kulturanthropologischer Sicht höchst spannende Phänomen der Weiterwanderung von mennonitischen bzw. baptistischen russlanddeutschen (Spät-)AussiedlerInnen nach Nord-, Mittel- und Südamerika.

Der ehemalige Inhaber der Professur, Dr. Jannis Panagiotidis, hat mit seinen Monographien The Unchosen Ones: Diaspora, Nation, and Migration in Israel and Germany und Postsowjetische Migration in Deutschland: eine Einführung grundlegende Arbeiten zum Thema der (Spät-)Aussiedlermigration in historischer und gegenwartsbezogener vergleichender Perspektive vorgelegt. Der Sammelband Jenseits der Volksgruppe: Neue Perspektiven auf die Russlanddeutschen zwischen Russland, Deutschland und Amerika (hg. mit Victor Dönninghaus und Hans-Christian Petersen) legt die Grundlagen für eine epochen- und regionenübergreifende, transnationale, globale und verflechtungsgeschichtliche Beschäftigung mit dem Forschungsfeld Russlanddeutsche.